Krugzell und seine Kapellen

Kapelle in Depsried

Martiniritt bei der Kapelle in Deprsried, 1934
aus: Krugzell und seine Geschichte

DIE KAPELLE IN DEPSRIED
Depsried als Mittelpunkt der „Oberen Pfarr“ hat seit 1704 eine geräumige, Maria Heimsuchung geweihte Kapelle. Der Antrag für den Bau ist im Hofratsprotokoll vom 13. September 1704 nachzulesen. Es heißt darin u. a. „ Die Gemeind zu Depsried, Pfarr Krugzell haltet unterthänigst an, weil bei sehr viel Vieh eine Krankheit grassiert und sie deswegen eine kleine Betkapelle Gott dem Allmächtigen zur Ehr und Lob auf eigene Kosten aufzubauen versprechen.“ Das Baugesuch für die 9 X 4,7m große Kapelle wurde genehmigt, aber es durften keine Messen in ihr gelesen werden. Die Erlaubnis für Messfeiern bekamen die Depsrieder erstmals im Jahre 1717.

Das Innere der Kapelle ist durch einen runden Chorbogen in Schiff und Chor geteilt. Der zweisäulige Altar stammt aus der Erbauungszeit. In der Muschelnische steht eine Marienstatue auf der Mondsichel. Die Kreuzwegbilder stammen aus dem Jahr 1907, werden aber aus Sicherheitsgründen mit einigen Schnitzfiguren andernorts aufbewahrt. Zwei Ölgemälde hängen bei Gottesdiensten am Platz von möglichen Seitenaltären. Das linke stellt den hl. Martin dar, das rechte den hl. Sebastian. Ihn verehren die Anwohner auch heute noch. Alljährlich versammeln sie sich zu seinem Namenstag am 20. Januar und beten in eine Oktav (8 Tage) am Nachmittag einen Rosenkranz.

Zur Verehrung des hl. Martin wird am 11. November jährlich der Pfarrgottesdienst in Depsried gehalten. Einige Jahre fand ähnlich wie an anderen Orten ein Martinsritt statt. Die Anregung dazu hatte 1933 der Bauer Anton Abele von Ölstauden gegeben. Im ersten Jahr beteiligten sich 86 Reiter aus Krugzell und den Nachbargemeinden daran. 1934 waren es schon 104 Teilnehmer. Nach der Messe folgte die Pferdesegnung vor der Kapelle und anschließend ein großer Umzug über Wasserschwenden-Krugzell-Isel zurück nach Depsried. Leider setzte sich der schöne Brauch in den nächsten Jahren nicht fort. Nur eine farbenprächtige gemalte Reiterstandarte aus dieser Zeit erinnert in der Kapelle noch an den einstigen Martinsritt.

Als seine Fortsetzung in abgewandelter Form darf heute der seit einigen Jahren vom Krugzeller Kindergarten ausgehender Martinsumzug gelten, an dem sich Eltern mit Kindern in großer Zahl beteiligen.

Im Mittelpunkt des pfarrlichen Lebens steht die Depsrieder Kapelle auch jedes Jahr in der Woche vor Christi Himmelfahrt. Ist sie doch das Ziel eine Bittprozession von Krugzell über Wasserschwenden-Depsried (hier findet eine Messe statt) und über Isel zurück nach Krugzell.

Als die Schule in Staig noch bestand, hielt der Ortsgeistliche wöchentlich eine Schülermesse in der Kapelle.

In der Baugeschichte der Kapelle ist das Jahr 1805 ein wichtiges Datum. In dieser Zeit des politischen Umbruchs machte die neue bayrische Regierung landesweit den Vorschlag, Kapellen und Klöster abzubrechen und den Erlös aus verkauften Material auch zum Bau von Schulen zu verwenden. Die Deprieder jedoch lehnten das Ansinnen mit dem Hinweis ab, dass die Kapelle größtenteils nur mit Feldsteinen gebaut sei und deshalb bei einem Verkauf nicht allzu viel herausspringen würde.

In der Zeit des „Dritten Reichs“ ging die Baulast an die politische Gemeinde über. Im 2. Weltkrieg musste auch das alte Glöcklein von 1768 aus dem Depsrieder Kapellenturm herabgeholt und abgeliefert werden. Schon im Oktober 1945 besorgte Konrad Löchle für das später recht gelungen verbesserte Türmchen eine neue Glocke, die zu den drei Tageszeiten jahrzehntelang von Hand und seit 1981 elektrisch geläutet wird. Durch verschiedene Renovierungsarbeiten innen und außen hat die Kapelle ihr heutiges gepflegtes Erscheinungsbild erhalten und bildet so weiterhin einen anziehenden Mittelpunkt für den Weiler Depsried.

 

Auszug aus „Krugzell und seine Geschichte“ von Wilhelm Traut

erschienen 1988

 

 

 

Kapelle in Frühstetten

1847 ließ der Bauer Franz Mayer in Frühstetten Hs.Nr. 3 mit Genehmigung der Regierung in seinem Hofraum auf seine Kosten eine dem hl. Leonhard geweihte Kapelle mit Glockentürmlein erbauen. In ihrem Inneren überrascht ein in Form und Farbe ansprechender, holzgeschnitzter Altar. Sein Bildnis stellt die Rosenkranzverleihung dar. Nachdem vor einigen Jahren bei einem Einbruch zwei Holzfiguren gestohlen wurden, kam der restliche Kirchenschmuck anderenorts in Verwahrung. Neben privaten andachten wird die Kapelle heute von der Pfarrei einmal jährlich genutzt zur Messfeier am Namenstag der Kapellenheiligen.
aus: Krugzell und seine Geschichte

Kapelle in Burg

Die kleinste, aber älteste unserer drei Kapellen steht zwischen den beiden Burgbauernhöfe. Ihre Besitzer haben sie vor langer Zeit erbaut und damit die Tradition einer Burgkapelle der Ritterzeit fortgesetzt. So darf vermutet werden, dass die in der stiftskemptischen Landtafel von 1738 vermerkte Kapelle in ihren Ursprüngen bis auf das Mittelalter zurückgeht.
Die Kapelle ist ohne Türmchen. Ihre Innenausstattung beschränkt sich im wesentlichen auf ein zweisäuliges Altärchen mit einem 1953 von O. Ruffani gemalten Kreuzigungsbild, sowie eine Gedenktafel für Gefallene. Bis 1965 kamen die Anwohner noch gelegentlich in der Kapelle zum gemeinsamen Rosenkranz zusammen.

aus: “Krugzell und seine Geschichte”