Seit Jahrhunderten (mind. seit 1665) pilgern Menschen beladen mit dem auf ihren Herzen ins Gschnaidt, was ein sorgloses Leben durchkreuzen kann: Ängste, Sorgen, schwere Krankheit, Trauer, Kriegsleiden, Depressionen, Hoffnungslosigkeit.
Das Kreuz Jesu steht für durchkreuztes Leben, für Verachtung des Heiligen, blutige Gewalt und den Tod. Doch der Ostermorgen hat für Glaubende alles verändert: In seinem Licht wurde das Kreuz zum Hoffnungs-Symbol für neues Leben. Doch die Wundmale beim Auferweckten blieben sichtbar. Dafür steht das Kreuz eben auch: die integrierten Wunden und die neue Bestimmung (Wandlung) des Kreuzes. So wie wir es in dem jahrhundertealten Lied singen.
Dafür steht die Wallfahrt zum Hl. Kreuz.
| Du Kreuz Jesu, du bist die sichre Leiter, |
Unübersehbar und offensichtlich wird im Gschnaidt erlebbar, dass die Trauer über den Tod eines lieben Angehörigen besonders viele Menschen von heute herausfordert. Wenn man die Wege durch die Grabkreuze hindurchgeht, spürt man, wie sehr manche Menschen an ihren Trauer-Gefühlen arbeiten und versuchen, aus dieser Spirale heraus zu finden. Gute Orte für die Trauer sind heute rar geworden. Wo gibt es heute noch die betende und tatkräftige Gemeinschaft, die zur Bestattung, zum Sechswochenamt, zum Jahresgedächtnis, zum Allerseelen-Tag gläubig zusammensteht? Wo wird gesellschaftlich dem Trauernden die Zeit eingeräumt, mit dem Verlust nach und nach leben zu lernen? „Komm doch mal drüber hinweg! Lass doch mal los! Das kann doch nicht sein, nach so langer Zeit!“ oder ähnliches muss man nicht selten als Trauernder schon wenige Wochen nach dem Verlust von verschiedenen Seiten anhören. Wie wohltuend muss es da für einen Trauernden sein, wenn er inmitten der vielen anderen Zeichen das Grabkreuz des eigenen Schmerzes aufrichten, in den Erdboden schlagen oder anlehnen kann? Im Gschnaidt, an diesem ruhigen, besonderen, geistlichen Ort findet meine Trauer eine stimmungsvolle Resonanz.
Doch die Trauer mag auch weiter fließen und sich weiterentwickeln. Sie sucht letztlich ihren Ort, um die Liebe und den Verstorbenen zu bewahren und einen guten, sicheren Ort zu finden. Wir Seelsorger und Verantwortliche für diesen heilsamen Ort möchten dort anknüpfen. Wir möchten in nächster Zukunft mithelfen, dass es beim Abstellen der Kreuze nicht verbleibt. Die beiden Kapellen mit ihrer Wallfahrt-Tradition laden ein, die Trauer-Gefühle immer wieder in das ewige Auferweckungs-Licht Gottes zu halten. Um einen bewahrenden Ort im Umgang mit der Trauer um einen Verstorbenen finden zu können, dienen oft auch gute Trauer-Rituale oder andere Hilfestellungen. Auch die Frage nach einer Überprüfung von Zeit zu Zeit kann hilfreich sein: „Wie geht es Dir auf Deinem Trauerweg? Wie gut hast Du diese Lücke in deinem Leben einhegen können? Spürst Du die behutsame, neue Lebenskraft?“
Sicher wurden und werden im Gschnaidt nicht nur Grab-Kreuze abgestellt, die von einem aktuellen Trauer-Weg erzählen. Sicher gibt es auch viele andere Gründe, warum Menschen teils weite Wege mit einem Grabkreuz zurücklegen, z.B. Hemmungen, das Grabkreuz zu entsorgen usw. Auch in diesen Fällen wollen wir Seelsorger und Verantwortliche Ihnen Hilfestellung anbieten und wollen einen Ort schaffen, wo die Seele hier im Gschnaidt Zuspruch und ein wenig Auferweckungs-Licht an diesem schönen, besonderen Ort erfahren darf.
In wenigen Wochen soll hier der neu entwickelte Trauerweg und Hilfestellung bei der Kreuzablegung im Gschnaidt veröffentlicht werden.
Mehr über die Entstehung des Wallfahrtsortes und der Geschichte der kleinen und großen Wallfahrts-Kapelle erfahren Sie hier.